Bericht von Pauline Nippen und Gerrit Grön

Es ist eine gute, sich anbahnende Tradition der Vertrauensdozentengruppe A.mira, sich einmal jährlich gemeinsam in eine Klausur auf Sylt zu begeben. Ziel dieser Klausur ist es, einander auszutauschen und Einblicke in die Interessensbereiche anderer Stiftis zu erhalten, um über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen. Außerdem soll es für alle eine Auszeit aus dem Alltag zwischen Hausarbeiten und Vorlesungen sein, um mit neuer Energie das laufende Semester zu beenden.

 

Freitag

Für Pauline, Anna und Prof. Schmidt ging es um 9:00 Uhr am Montag mit einem Großeinkauf los. Bei Aldi und Rewe wurden drei volle Einkaufswagen bepackt mit Zutaten für Chili, Pizza, Salat und Feuerzangenbowle.

Zurück an der technischen Fakultät aßen wir zusammen Mittag, um anschließend mit zwei Autos in Richtung Sylt zu starten. Nach einem Zwischenstopp am Hauptcampus der Uni waren wir dann mit sieben Stiftis und Prof. Schmidt vollständig. War das Wetter bei Abfahrt noch sonnig und schön, so zog sich der Himmel gegen Nachmittag langsam zu. Die Überfahrt auf dem Autozug über den Hindenburg-Damm nach Sylt war dennoch ein Erlebnis mit guter Sicht aufs Watt.

Am Haus des Instituts für Medizinische Klimatologie angekommen, gab es nach einem ersten Blick aufs Meer unmittelbar hinter dem Haus zunächst eine kleine Haus-Tour, nach der anschließend die Zimmerwahl anstand. Während sich letztes Jahr um die Zimmer mit Meerblick gestritten wurde, übten sich dieses Jahr alle in bescheidener Zurückhaltung, am Ende hatten dann doch alle das passende Zimmer für sich gefunden.

Nachdem wir unsere Sachen verstaut hatten, ging es gemeinsam zur 53 m hohen Uwe-Düne. Das Wetter war nun endgültig umgeschlagen, zum Glück waren wir aber alle gut eingepackt, sodass uns der leichte Regen nichts anhaben konnte. Auf dem Spaziergang zur Düne und zurück bot sich die Möglichkeit zum Austausch. Geld für das Fernrohr wollte dieses Jahr keiner ausgeben, aber auch so bot sich von oben eine hervorragende Aussicht und allen, die noch nicht auf Sylt waren, die Möglichkeit sich zu verorten und über nahe gelegene offshore Windparks und die Küste von Dänemark zu diskutieren.

Zurück im Haus wurde sich direkt an die Essensvorbereitung gemacht. Das Schnippeln übernahmen wir, Prof. Schmidt schwang den Kochlöffel und zauberte ein hervorragendes Chili sin Carne in drei verschiedenen Schärfegraden, die beim folgenden Essen ausgiebig getestet und verglichen wurden.

Im Anschluss an das Essen stand die erste Vortragseinheit an. Tobi begann mit einem Vortrag über neuronale Korrelate des Lernens, bei dem er uns nahebrachte, wie Dank neuronaler Plastizität und Langzeitpotenzierung das Lernen optimiert werden kann und wie wichtig in dem Zusammenhang ausreichend Schlaf und Bewegung für das Lernen sind. Im Anschluss diskutierten wir noch lange über die besten Lernmethoden und ob es nun sinnvoll ist, direkt vor dem Schlafen gehen noch zu lernen oder nicht. Es folgte der Vortrag von Nicole, die uns von ihrer Arbeit auf Mafia Island erzählte und von dem Korallenprojekt, in dem sie dort tätig ist. Dabei vermittelte sie zunächst wertvolle Grundlagen über Korallen, nur zu schwarzen Korallen hatte sie zu Prof. Schmidts Enttäuschung weniger zu berichten. Besonders deutlich machte Nicole, warum es so wichtig ist, Korallen im Meer zu schützen und welche wichtige Rolle sie im Ökosystem einnehmen.

Da nach beiden Vorträgen so viel und lange diskutiert wurde, verging die Zeit im Nu, sodass der Abend nach zwei Vorträgen schon deutlich fortgeschritten war und es Zeit für die Nachtruhe war.

 

Samstag

Prof. Schmidt besorgte am Samstag Brötchen und es gab ein prächtiges Frühstück mit zusätzlich Obstsalat und Rührei.

Gut gestärkt entschieden wir nach dem Frühstück wegen des Wetters den geplanten Spaziergang am Ellenbogen bei List auf den Vormittag zu verschieben, da es am Nachmittag sehr stürmisch werden sollte. Bei bestem Wetter spazierten wir dann einmal um den Ellenbogen und hatten noch einmal bei entspannter Atmosphäre die Möglichkeit, uns auszutauschen, Muscheln zu sammeln (aber nicht mitzunehmen! Die sind wichtig für das Korallenwachstum), faszinierende Quallen anzuschauen und Tobi hatte das Glück, wie im letzten Jahr Blasentang platzen lassen zu können.

Zurück im Haus ging es bei Kaffee und Snacks zur zweiten Vortragsrunde. Diese wurde begonnen von Anna, die sich einem soziologischen Thema widmete. Angelehnt an die Publikation „Demokratie braucht Religion“ von Hartmut Rosa sprach Anna über Rosas Begriff der „Resonanz“, die erfahrbar ist, wenn Menschen in Beziehung zueinander treten und auch durch Religion erfahrbar sei. Nach Rosa sind Resonanzerfahrungen Voraussetzung für eine funktionierende Demokratie, auch hierüber wurde im Anschluss kritisch diskutiert. Es folgte der Vortrag von Bennet, der sich einem aktuellen politischen Thema widmete, und zwar der Reform des Wahlsystems zur Verkleinerung des Bundestages. Er stellte dabei den aktuellen Vorschlag der Ampelkoalition und das Grabenwahlsystem als Vorschlag der CDU/CSU vor und stellte dabei unter Beweis, dass er komplizierte politische Sachverhalte sehr gut runterbrechen und verständlich erklären kann. Wieder wurde viel und angeregt diskutiert und dann das Mittagessen vorbereitet. Nach reichlich Salat und dem Rest Chili sin Carne vom Vortag gab es eine kleine Mittagspause, in der die einen die Gelegenheit für ein Schläfchen nutzen, die anderen sich beim Set-Spielen die Zeit vertrieben.

Da es draußen weiterhin trotz des starken Windes sonnig war, nutzten wir die Gelegenheit vor der nächsten Vortragsrunde nochmal die direkte Umgebung um das Haus zu erkunden und spazierten zum Strand, wo wir dann noch einige Gruppenfotos machten. Wieder auf der anderen, windstillen Seite des Deichs angekommen, packten wir doch noch einmal das mitgenommene Spiel Mölki aus und spielten in zwei Teams gegeneinander.

Wieder erfrischt konnte es dann mit der dritten und letzte Vortragsrunde weitergehen, begonnen von Pauline, die über Vor- und Nachteile von konventionellem und ökologischem Landbau in Hinblick auf ihre Umweltauswirkungen berichtete. Darauf folgte Gerrit, der über die Chancen und Gefahren von Cloud-Computing für die öffentliche Verwaltung sprach. Den Abschluss machte Luca, bei ihm ging es wie im ersten Vortrag von Tobi wieder um die Mikrobiologie des Gehirns, so konnte er das Vortragsprogramm rund abschließen. Luca stellte vor, wie sich mithilfe eines Photorezeptors, der in einer Grünalge entdeckt wurde, die Informationsübertragung im Gehirn von Mäusen manipulieren lässt und so sogar falsche Erinnerungen erzeugt werden können. Er bettete den Vortrag kritisch in die Debatte über den Nutzen von Tierversuchen ein und demonstrierte mit diesem Beispiel eindrucksvoll, welche wertvollen Erkenntnisse durch Grundlagenforschung mit Tierversuchen gewonnen werden können.

Gefüttert mit vielen Informationen und spannenden Diskussion, stand nun wieder Essen auf dem Plan. Wieder wurde geschnippelt und es wurden Pizzen belegt. Zum krönenden Abschluss des Tages machten wir gemeinsam eine Feuerzangenbowle.

 

Sonntag

Wieder begann der Tag mit einem hervorragenden Frühstück samt „Reste-Rührei“. Daraufhin packten alle mit an und putzten das Haus, sodass wir, nach einem letzten Blick auf das Meer, pünktlich abfahren und die Rückreise antreten konnten und auf der Rückfahrt das schöne Wochenende Revue passieren lassen konnten.

 

Eckdaten des Events

Klausurwochenende auf Sylt
Datum 28. - 30.04.2023
Uhrzeit 11:30 Uhr (Mittagessen) oder 12:15 Uhr (Abfahrt TF) oder 12:30 Uhr (Abfahrt Nähe Hörnbrücke) oder 12:45 Uhr (Abfahrt Hauptuni)
Treffpunkte Mittagessen und TF: Kaiserstr. 2, Kiel, in der Mensa (Mittagessen) oder in der Nähe der Eingangspforte auf dem Hof
Hörnbrücke: an der östlichen Verlängerung der Hörnbrücke am Gardener Ring, Kiel
Hauptuni: an der Pforte am Unihochhaus, Ecke Olshausenstraße / Christian-Albrechts-Platz
Organisation Bennet Hinz

 

Vorträge

Personen und Vortragsthemen
Tobias Thumm Neuronale Korelate des Lernens - Synaptische Plastizität und Langzeitpotenzierung: und warum das für meine nächste Klausur wichtig ist
Rhea Nachtigall Die Anerkennung ausländischer Bildungsabschlüsse im Erwerbsmigrationsrecht als zentrale Herausforderung des Fachkräftemangels
Marie Hutner Pflanzliche Sekundärstoffe - spezifische Anpassung oder Abfallprodukt?
Nicole Schröter Korallen (to be refined)
Gerrit Grön Das Internet in Zeiten der Cloud - wer bestimmt wo es lang geht?
Luca Kahlert Über Grünalgen und falsche Erinnerungen
Pauline Nippen Landwirtschaft und Umweltschutz - Vergleich der Umweltwirkungen ökologischen vs. konventionellen Ackerbaus
Anna Martens Historisch-kritische was bitte?
Bennet Hinz Solon der Gesetzgeber - (ein) Vater der athenischen Demokratie?

 

Ein paar Bilder